Landwirte protestieren vor ALDI Zentrallager gegen Preispolitik (Update)

Regenstauf. Es ist gegen Mitternacht in der Nacht von Sonntag auf Montag, als vor dem ALDI-Zentrallager in Regenstauf plötzlich rund 100 Traktoren vorfahren. Etwa 300 Landwirte haben sich zu einer Spontandemonstration entschieden, nachdem es eine neue Pressemitteilung von ALDI an die Landwirte gab - Thema wie so oft in letzter Zeit "Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels".

"Die Situation ist nicht mehr auszuhalten für uns, wir stehen mit dem Rücken gegen die Wand", fasst es ein Landwirt zusammen. "Es gibt immer nur leere Versprechungen", "Mehrwert muss mehr wert sein" und "Wir wollen faire Handelsbeziehungen auf Augenhöhe" sind nur einige der Sätze, die im Gespräch mit den Landwirten fallen. Aber mit das Wichtigste für sie ist, so die Versammmlungsleiterin: "Es müssen dringend finanzielle Hilfen auf die Höfe, sonst gibt es die bald nicht mehr".

Der anwesenden Polizei gelingt es zwischen den Versammlungsteilnehmern und den Mitarbeitern des Einzelhandels zu vermitteln. Deswegen löst die Leiterin die Versammlung nach drei Stunden störungsfrei auf.

Update:

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, kommentiert zu den Forderungen der Landwirte nach höheren Preisen für die Erzeuger:

„Nach wie vor unterbietet sich der Handel mit immer neuen Billigangeboten für tierische Produkte. Mehr Tierschutz lässt sich damit in den Ställen nicht umsetzen. Da reicht es auch nicht, wenn sich u.a. Lidl zu weiteren Zahlungen an die Initiative Tierwohl bereiterklärt - das ist reiner Ablasshandel. Die Sünde, ein krankes System mit politischer Rückendeckung und vollem Bewusstsein mit Vollgas vor die Wand zu fahren, die kann nicht erlassen werden. Der Handel muss sich endlich auch seiner ethischen Verantwortung stellen und damit aufhören, Fleisch, Milch und Eier regelrecht zu verramschen. Mit dieser Billigpreispolitik können gerade die umstellungsbereiten Landwirte kein Vertrauen finden, in mehr Tierschutz zu investieren. Tiere haben einen Wert und weit mehr verdient als ein Billigpreis-Etikett.

Bei allem Verständnis für die Sorgen und auch Not der Landwirte, die um ihre Existenz bangen: Höhere Preise allein werden es nicht richten. Indem nur die Wertschöpfung des Handels erhöht wird, wäre weder Tier noch Landwirt geholfen. Das ganze kaputte System hat keine Zukunft mehr – und darf sie nicht mehr haben. Nach wie vor wird Tierleid durch den Gesetzgeber gedeckt. Die allein auf Wachstum und Export ausgerichtete Agrarpolitik – nach dem Prinzip „Immer billiger und immer größer" – funktioniert nur auf Kosten der Tiere und letztlich auch der Landwirte. Alle Beteiligten brauchen daher jetzt Planungssicherheit, die nicht Status Quo heißen darf, sondern Veränderung. Es braucht einen wirklichen Wandel hin zu mehr Tier-, Umwelt- und Klimaschutz in der Landwirtschaft."


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