Forderung nach praktischer Unterstützung beim Klimaschutz

Regenstauf. Während in Glasgow die Klimakonferenz tagte, trafen sich Regenstaufer Bürgerinnen und Bürger mit den Klimabeiräten zur öffentlichen Klimaschutzwerkstatt in der Aula der Mittelschule. Dabei wurden Ideen und Vorschläge der Klimabeiräte vorgestellt und kritisch diskutiert. Rund 50 Teilnehmer brachten aber auch neue Ideen ein und machten konkrete, zeitnah umsetzbare, Vorschläge.

Klimaschutz kann der Einzelne nicht umsetzen. Es braucht den Staat, die Wirtschaft, die Privathaushalte aber auch die Kommunen", sagte Bürgermeister Josef Schindler bei der Begrüßung. Die Teilnehmer der Klimaschutzwerkstatt machten eines deutlich: Sie wollen keine Absichtserklärungen wie bei der Klimaschutzkonferenz in Glasgow, sondern jetzt handeln. Dazu forderten sie auch Unterstützung durch die Marktgemeinde. Martin Sailer von B.A.U.M. Consult, der die Veranstaltung moderierte, formulierte die Arbeitsaufträge an die Teilnehmer vor der Gruppenarbeit so: „Es geht nicht um eine Wunschliste an das Christkind. Es geht um Ideen, die einzelne Bürger oder Vereine umsetzen können, damit etwas voran geht, ohne dass die Kommune alles machen muss."

Positives Beispiel als Ansporn

Bruno Schleinkofer, Vorsitzender des Klimabeirates, sieht Regenstauf in Sachen Klimaschutz auf dem richtigen Weg. Bereits heute könne die Marktgemeinde ihren Stromverbrauch zu 45 Prozent aus regenerativen Energien decken. Auch im Bereich E-Mobilität finde ein Umdenken statt. 33 Prozent aller Neuzulassungen in Regenstauf waren 2020 Hybridfahrzeuge oder voll-elektrisch.

Bevor Regenstaufs Klimaschutzmanagerin Veronika Preis und Moderator Martin Sailer die Teilnehmer in die einzelnen Arbeitsgruppen entließen, machte ein Besucher der Veranstaltung klar, wohin die Reise im Bereich Klimaschutz gehen könnte. Anton Froschhammer aus Heilinghausen stellte 2019 die Energieversorgung für sein Haus auf ein Photovoltaikkonzept um. Er verbraucht den Strom, den er erzeugt, ausschließlich selbst. Er heizt mit Strom oder lädt die Elektroautos der Familie mit der Energie vom Dach. Von seinem ausgeklügelten Konzept profitiert nicht nur das Klima. Legt er einen Strompreis von 28 Cent pro Kilowattstunde zugrunde, hat sich für ihn die Anschaffung der Photovoltaikanlage in acht Jahren amortisiert. Ganz autark ist Anton Froschhammer allerdings noch nicht. In den Wintermonaten muss er Strom in geringen Mengen zukaufen. Sein Beispiel setzt allerdings viel Eigeninitiative, angeeignetes Wissen und die Bereitschaft zum Experiment voraus.

Einzelne fühlen sich überfordert

Anschließend wurden in verschiedenen Gruppen zu den Themen Energieeinsparung und erneuerbare Energien, klimafreundliche Mobilität, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, Ressourcenschonung, Konsum und Ernährung sowie zum Thema Sensibilisierung und Nachhaltigkeitsbildung diskutiert. In der Gruppe zum Thema Energieeinsparung gab es neben Ideen auch Forderungen an die Kommune. Viele, so der Tenor, interessierten sich für Photovoltaikanlagen oder ein E-Autos, fühlten sich aber von der Vielfalt der technischen Möglichkeiten oder dem bürokratischen Aufwand überfordert. Ein „Kompetenzzentrum" in Regenstauf, das Fragen dazu beantworte, war das dringendste Anliegen dieser Arbeitsgruppe. Auch konkrete Vorschläge zu erneuerbaren Energien wurden diskutiert, so etwa die Gewinnung von Energie aus Gartenabfällen oder kleine Solarpaneels auf dem Balkon. Auch eine gemeinschaftliche Geothermieanlage mehrerer Haushalte war Thema.

Die Arbeitsgruppe zur klimafreundlichen Mobilität stellte fest, dass die Bedürfnisse zwischen Bürgern, die im Ortszentrum wohnen, und denen aus den Ortsteilen sehr verschieden ausfallen. Auch die Bedürfnisse von jüngeren und älteren Bürgern betrachtete man differenziert. Ein konkreter Vorschlag zielte auf mehr Aufklärungsarbeit in den Schulen, die vor allem praxisnah ausfallen soll.

Die Kluft überbrücken

In der Gruppe nachhaltige Forst- und Landwirtschaft ging es nicht nur um Vorschläge, wie sich durch Renaturierung oder Pflanzungen CO² einsparen lässt. Unter anderem kam der Vorschlag, die Gemeinde solle einen sogenannten Schulwald zur Verfügung stellen. Dort, so die Hoffnung, ließe sich die Kluft zwischen denen überbrücken, die für das Klima demonstrieren und denen, die in der Land- und Forstwirtschaft arbeiten.

Im Bereich ressourcenschonender Konsum und Ernährung sprach man sich, angelehnt an die erfolgreichen Fisch- oder Wildwochen, für Veggie-Wochen oder eine Woche der fairen Ernährung aus.

Wie kriege ich das Wissen in die Herzen und Hände der Bürger? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Arbeitsgruppe zum Thema Sensibilisierung und Nachhaltigkeitsbildung. Die Gruppe war gegen eigene Klimaschutzwochen, sondern warb dafür, Aktionen zum Klimaschutz an bereits vorhandene Veranstaltungen in der Marktgemeinde anzudocken. Auch Vereine sollen motiviert werden, sich in ihrem konkreten Umfeld für den Klimaschutz einzubringen. Um die Jugend, mehr als bisher, zum Mitmachen zu motivieren, wurde die Marktverwaltung aufgefordert, das Thema vermehrt in den sozialen Medien zu kommunizieren.

Das Klimaschutzkonzept, das im Mai 2022 vorgestellt wird, soll laut Klimaschutzmanagerin Veronika Preis einen gut umsetzbaren Maßnahmenkatalog mit großer Akzeptanz enthalten. Mit der Vorstellung des Konzeptes, betonte sie, sei das Thema in der Marktgemeinde aber nicht abgeschlossen, sondern fange gerade erst an. Auch der Klimabeirat wird über 2022 hinaus weitermachen. Anregungen und Kritik der Bürger will man auch künftig in den Prozess einbinden.


Rund 50 Bürgerinnen und Bürger brachten engagiert ihre Ideen ein. Bild: © S. Norgall/Markt Regenstauf
Klimaschutzmanagerin Veronika Preis bei der Diskussion Bild: © S. Norgall/Markt Regenstauf
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